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Bombardement

Bombardement

Den alliierten Mächten im II. Weltkrieg war ebenso wie der Reichsregierung völlig klar, dass die Versorgung der gewaltigen Kriegsmaschinerie mit den benötigten Kraft- und Schmierstoffen von entscheidender Bedeutung für die Operationsfähigkeit der deutschen Wehrmacht war.

Das Deutsche Reich war seit Kriegsbeginn 1939 weitgehend vom internationalen Rohstoffmarkt abgeschnitten und nutzte für die Versorgung neben den in geringerem Umfang vorhandenen Erdölvorkommen im Reichsgebiet, bzw. in den besetzten Gebieten, vor allem die aufwendige chemisch-physikalische Technologie zur Gewinnung von Kraftstoffen aus Steinkohle.

Es ist daher erstaunlich, dass die an wenigen Produktionsstätten im deutschen Reich konzentrierte Herstellung und in den Tanklagern konzentrierte Weiterverarbeitung und Verteilung der Kraftstoffe lange Zeit nicht zu den vorrangigen Zielen der großflächigen alliierten Bombardements gehörte.

„Von Essen abgesehen haben wir niemals ein besonderes Industriewerk als Ziel gewählt. Die Zerstörung von Industrieanlagen erschien uns stets als eine Art Sonderprämie. Unser eigentliches Ziel war immer die Innenstadt.“
(ARTHUR HARRIS[23][24][25])

Die Zerstörung des Tanklagers in Herbram-Wald fand erst im Rahmen der unter dem Namen „Ruhrkessel“ bekannten Großoffensive der alliierten Streitkräfte am 28. März 1945 in statt. In vier Wellen warfen jeweils ca. 30 Martin B-26 Bomber der 9. Bomberdivision der USAAF rund 2000 Spreng- Splitter- und Brandbomben mit insgesamt ca. 200t Sprengstoff über dem Gelände des Tanklagers ab. Bis auf das Verwaltungsgebäude und das Labor wurden dabei alle Gebäude der Anlage fast völlig zerstört. Drei Wachmänner des Tanklagers starben im Bombenhagel.

Tanklager

Die dichte Vegetation, die die Anlage heute in weiten Teilen überdeckt verleiht den Ruinen der ehemaligen WiFo einen eigentümlichen, geradezu friedlichen Charakter - es lohnt sich allerdings genauer hinzuschauen:

Das heute nur noch als archäologisches Bodendenkmal erhaltene Tanklager in Herbram-Wald ist tatsächlich in mehrfacher Weise denkmalwürdig: Was zunächst als nachrangige technische Einrichtung erscheint ist tatsächlich Teil der planmäßigen Vorbereitung des Krieges durch das NS-Regime. Die Organisation, die das Lager unterhielt - die „Wissenschaftliche Forschungsgesellschaft mbH“ (WiFo) - war eine 1935 gegründete staatliche Tarnfirma zur verdeckten Kriegsvorbereitung. Das Tanklager mit dem Decknamen „Bekenau“ ist eine

Als technische Einrichtung dokumentiert das Tanklager auch den Entwicklungsstand der Dreißigerjahre. Und schließlich zeigen die noch heute im Gelände sichtbaren Narben des Flächenbombardements zur Zerstörung der Anlage eindrückliches Anschauungsobjekt zu den Schrecken des Krieges;

Viele Anlagen des Tanklagers wurden unmittelbar nach dem Krieg geräumt und demontiert, die massiven Bunkeranlagen für die einzelnen Betriebsteile durch wiederholte Sprengungen unbrauchbar gemacht. Im Rundgang durch das Gelände finden sich eine Anzahl von Themenstationen, die durch Stelen markiert sind. Über QR-Codes lassen sich dort weiterführende Informationen zum Gelände und den Einrichtungen der Anlage abrufen

Die Tanklager der WiFo

Die genaue Anzahl und Lage der Einrichtungen der WiFo ist heute kaum noch zu ermitteln insgesamt hatten die Lager aber eine Kapazität für ca. 1,5 Mio Kubikmeter Treibstoff und 100.000 m³ Schmierstoffe. Die WiFo betrieb Anfang der 1940er Jahre zehn geschützte und unterirdisch angelegte Großtanklager mit einem jeweiligen Fassungsvermögen zwischen 100.000 und 200.000 m³ sowie mindestens 11 kleinere Tanklager, zu denen auch die Anlage hier in Herbram-Wald zählte.

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Verladerampe

Auf der ursprünglich offenen, später mit einem Schuppen überbauten Verladerampe wurden vor allem mit Kraftstoff befüllte Kanister auf LKW verladen

Betonstraße

Die wichtigsten Wege innerhalb des Tanklagers waren mit Betonplatten befestigt. Am heutigen Heizkraftwerk der Energiegenossenschaft Herbram-Wald ist ein Stück dieser Betonstraße noch erhalten.